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Wettkampf Köln Halbmarathon – „Sie sind nicht der Erste“

So… da stand er also vor der Tür, mein nächster Halbmarathon. Ich hatte nicht viel Zeit zur Vorbereitung. Anfang August hatte ich noch zwei Muskelfaserrisse in der linken Wade, die mich dann veranlasst haben, doch mal zu meinen Arzt zu gehen und mit ihm zu besprechen, wie es weitergehen könnte. Wir hatten uns dann darauf verständigt, dass wir die Cholesterintabletten absetzen, die Muskelveränderungen hervorrufen können. Wir wussten aber nicht, wie schnell sich die Muskeln wieder regenerieren und ob der Halbmarathon in Köln überhaupt zu schaffen wäre. So fing ich Mitte August langsam an… und zwar richtig langsam. Erst mal fing ich mit 3 Kilometern ohne Uhr an, steigerte mich dann auf 5,5 Kilometer und nahm erst eine Woche später – Ende August die 10 Kilometer in Angriff. Von da an blieben mir nur noch knapp 4 Wochen um zumindest ein oder zweimal eine längere Distanz zu laufen. Knapp zwei Wochen vor Köln lief ich dann einmal 19 Kilometer. Ob das reichen würde? Ich wollte es zumindest versuchen.

Vor dem Wettkampf:

Die Tage davor war ich ziemlich aufgeregt. Ich wusste ja, was mich erwarten würde und inzwischen kenne ich die Schmerzen von Krämpfen und von Muskelfaserrissen sehr gut. das muss ich alles nicht wirklich haben. Der Halbmarathon in Köln wird zusammen mit den Marathon ausgetragen, deswegen ist er sehr groß und so wird die Startnummernausgabe zusammen mit einer Marathonmesse veranstaltet. Und ich weiß nicht, was sich der Veranstalter dabei gedacht hat, diese Messe in eine Halle zu verlegen, die nur sehr schlecht mit dem Auto zu erreichen war. Schon auf der Schnellstraße – etwa 400 Meter entfernt – staute sich der Verkehr zurück und ich brauchte fast eine geschlagene Stunde um diese 400 Meter mit dem Auto zu bewältigen. Angekommen war der Parkplatz überfüllt, aber zum großen Glück erwischte ich noch einen Platz für mein Auto. Da ich nichts auf der Messe für mich fand, schaute ich, dass ich so schnell wie möglich wieder zum Auto kam, aber auch auf der Rückfahrt ging nichts vorwärts. Das war einfach unwürdig für solch eine Veranstaltung. So war ich dann völlig entnervt am späten Nachmittag erst zu Hause. Der Sonntag kam dann mit Riesenschritten. Da der Start schon um 8:30 Uhr erfolgen sollte und ich nicht wusste, wo der Shuttleparkplatz P22 ist, machte ich mich früh – um 6:45 Uhr – auf den Weg. Und direkt nach der Autobahn Auffahrt wurde es lustig. Die Kollegen von der Polizei standen noch am Mörsenbroicher Ei und kontrollierten wohl die letzten übrig gebliebenen der Altstadt-Nacht. Nach dem ich dem freundlichen Polizisten erklärt hatte, was ich zu so einer unchristlichen Zeit machte, sagte er mit einem Lächeln, dass ich nicht der Erste heute wäre und wünschte mir einen guten Lauf. Danach machte ich mich auf den Weg über die A44 und die A3 zum Messeparkplatz P22 in Deutz, wo Shuttlebusse zum Start fahren sollten. Den P22 fand ich natürlich nicht, dafür aber den menschenleeren P21, wo ich zwei andere Läufer fragte, wie ich zum Start käme. Sie kannten sich wohl aus und gemeinsam gingen wir zum Start.

mit Theodor in der Mitte

mit Theodor in der Mitte vor dem Start

Theodor…

Nachdem ich meine Sachen beim UPS-LKW abgegeben hatte, ging ich zu meinem Startblock. Diesmal stimmte die Einteilung. Während ich letztes Jahr noch in der zweiten Startgruppe war und mich darüber ziemlich wunderte, war ich dieses Jahr in der grünen, der langsamsten. Und ich muss sagen, dass ich da gerne stehe. Dort stehen alle, die das Ganze nicht so Ernst nehmen. da wird sich unterhalten, mal ein Scherz gemacht – kurz um, da ist immer eine tolle Stimmung. So auch diesmal. Ich kam sehr schnell mit einem Mann und einer Frau ins Gespräch. Der Mann war ein Wiederholungstäter, der auch schon etliche Marathons gelaufen war, aber das Mädel… sie hatte ihren ersten Halbmarathon und Wettkampf vor sich… Während dieser Unterhaltung mischte sich immer wieder ein älterer Mann ein, der aber nicht mehr so richtig unserer Unterhaltung folgen konnte. Ich fragte ihn höflich, wie alt er denn wäre, dass er hier noch mitlaufen würde. Unfassbar… Theodor war 86 Jahre alt! Das sind doch genau diese Momente, die ich so liebe. Wir sind alle Verrückte, die Sonntag morgens sich an einen Start stellen und einen Wettkampf laufen, aber es gibt eben manchmal welche, die noch was Besonderes sind. Das war Theodor ohne Zweifel. Er wurde natürlich Erster seiner Altersklasse und kam nach 3:20 als Vorletzter ins Ziel. Für so eine Leistung habe ich einfach keine Worte mehr.

Der Start…

Der Start in Köln ist immer so eine Sache. Kurz nach der Startlinie ist eine enge Linkskurve, wo es sich schon letztes Jahr gestaut hat. Aber dieses Mal war es noch schlimmer. Da ich in der letzten Startgruppe war, hatte sich wohl schon ein Rückstau gebildet. Ich kann es wieder nicht verstehen, warum der Veranstalter darauf nicht reagiert und zumindest kleinere Wellen los lässt. Hatte man einmal diese Kurve geschafft, kam das nächste Hindernis mit der Deutzer-Brücke und der rechten Kurve um auf diese zu kommen… wer jemals vorhat, in Köln seine Bestzeit im Halbmarathon aufzustellen, der muss die verbliebenen 20 Kilometer spurten, oder sich einfach in eine andere Startgruppe begeben, aber so ist das nicht mehr zu schaffen. Ich hörte auch einige in meinem Feld fluchen.

Die ersten 5 Kilometer…

Am Ende der Deutzer Brücke kam dann schon die erste Kilometer Marke, die nach dem Stand-Halbmarathon auf den ersten Metern eine 8:29 Min/km hatte, schön oder? Nochmal: Wer eine Bestzeit laufen wollte, hatte zu diesem frühen Zeitpunkt schon verloren. Nach der Brücke kam dann die Überraschung: Vor mir liefen auf einmal zwei Düsseldorfer, leicht zu erkennen an Ihrem Düsseldorfer Laufshirt. Ich setzte mich neben die Beiden und sprach sie an, klar auch, dass wir uns direkt darüber austauschten, wo sie denn immer so laufen. Den Rheinpark laufen Sie immer von der anderen Seite, von Bilk aus kommend an und drehen dann an der Theodor-Heuss-Brücke um. Nach einem Kilometer verließ ich die beiden wieder, da ich etwas schneller laufen wollte. Und so war es dann auch. War der zweite Kilometer mit 6:37 noch wegen den Düsseldorfern recht langsam, steigerte ich mich auf Laufzeiten so um die 6:10 Minuten den Kilometer, und das wollte ich auch beibehalten, denn an den Verpflegungsstationen wollte ich immer kurz stehen bleiben um zu trinken.

Kilometer 5-10 …

…zum ersten Mal am Rudolfplatz vorbei ging es in Richtung Universität, wo eine hässliche Unterführung zu passieren war und dann rechts in ein Veedel hinein, hier sollten eigentlich die Eltern von Greta, Lenas Freundin aus Köln stehen, aber leider sah ich sie nicht, und darauf konzentrierte ich mich auch bei diesen Kilometern. Immer wieder schaute ich nach rechts und links, aber ich sah sie nicht. Zurück aus diesem Veedel musste ich leider wieder in diese Unterführung rein, die dann auch noch sehr unangenehm wieder hochging. Meine Tempo hatte sich zu diesem Zeitpunkt so auf 6:20 eingependelt, nur unterbrochen von Kilometern, wo ich an Getränkeständen stehen blieb. In Erinnerung blieb mir in diesem Abschnitt nach Kilometer 9 die Dürener Straße, wo ein paar Leute zum applaudieren standen und auch ein paar Bands spielten. Nach 10 Kilometern hatte ich die Wahnsinnszeit von 1:06 auf der Uhr.

Kilometer 10-15…

kurz vor dem Ziel

kurz vor dem Ziel

nach der Dürener Straße bog ich auf die Klosterstraße rechts ab um hinten auf die große Aachener Straße wieder links abzubiegen. Diese Straße ist eigentlich nur breit und lang, auf der rechten Seite passiert man dann Bunert und dann kommt das Spendertor, wo man 5 Euro spenden kann, wenn man durchläuft. Kurz vorher fragte mich einer, ob ich wüsste für wen das ist. Wusste ich nicht, meinte aber zu ihm, dass wir jetzt nach seiner Frage jetzt natürlich durchlaufen müsste. Gleichzeitig überliefen wir die Matte, ein lautes „so jetzt ist mein Konto leer“ von ihm brachte mich zum lachen. Nach dem Tor kommt das eigentliche Highlight. Hinten konnte ich schon die Massen hören, denn der Rudolfplatz stand wieder auf dem Streckenplan. Und das ist schon Mega, wenn man da bei Kilometer 13 wieder reinläuft. Links, rechts, vorne, hinten… überall Leute, die hinter der Absperrung dir zujubeln. Fand ich letztes Jahr schon klasse und dieses Mal umso mehr, doch leider hatte das auch schnell ein Ende, denn diesen schönen Platz verlässt man bei Kilometer 15 in Richtung Köln-Ehrenfeld. Meine 15 Kilometer Zeit: 1:38:50… oje 🙂

Kilometer 15-21,4…

Bei meinen Läufen sage ich immer: Alles ab 15 Kilometer kann gepostet werden, denn hier beginnt der eigentliche Halbmarathon und so war es auch diesmal. Die Beine wurden immer schwerer und ich hatte zunehmend Angst, dass es mir wieder in die Wade ziehen würde. Aber noch war alles ok und das war schon mal wesentlich mehr als letztes Jahr, wo ich schon bei Kilometer 13 Probleme hatte. Jetzt wurde es wieder ein wenig eintönig. Eine ziemlich weite, leere Straße führte in den Medienpark von Köln, weiter in ein Veedel und dann wieder zum Rudolfplatz, den man zum dritten und letzten Male erreicht. Immer noch schön, auch auf der anderen Seite zu laufen. Um den Neumarkt herum erspähte ich auf der andern Laufseite einen Cola-Stand… und dieser war mein Verderben: Den schnellen Richtungswechsel nach links nutzte meine linke Wade kurz um sich zusammen zu ziehen. Nicht schlimm, aber es veranlasste mich die darauffolgenden zwei Kilometer zum Ziel fast zu schleichen um nicht wieder einen Krampf zu bekommen. Den roten Teppich erreichte ich fast im Gehen aber überglücklich nach 2:24:20 und 21,4 Kilometern auf meiner Uhr.koeln2016_3

Nach dem Wettkampf…

… wird es in Köln immer ziemlich blöd. Nach dem Ziel staut es sich immer in einer engen Straße, weil links und rechts Getränke und Essen gereicht wird, was diese Straße noch enger macht. Aber ich weiß auch nicht, wie man das ändern kann. Als ich mich da endlich durchgekämpft hatte, musste ich noch 3 Kilometer zu meinem Auto gehe. Das war nicht ganz so angenehm. Zu Hause suchte ich dann nach Theodor und fand ihn abends auf einem Facebook Bild, was ich nach 3 Stunden 20 Minuten im Ziel zeigte. Irgendwie bin ich Stolz darauf, dass ich ihn kennenlernen durfte.

Halbmarathon Köln 2016:

21,6 Kilometer auf meiner Uhr – 2:24:20 Stunden – längster Workout ever…

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